Zwerggarnelen im Aquarium - Warum man niemals neue und alte Garnelen mischen sollte!
Die Bakterielle Unverträglichkeit ist wahrscheinlich der Supergau im Garnelenaquarium und kann binnen kürzester Zeit einen ganzen Bestand dahinraffen.
Bakterien und Bakterielle Infektionen bei Zwerggarnelen:
Die Haltung und Pflege von Zwerggarnelen ist nicht komplizierter als die von Fischen oder anderweitigen Tieren, allerdings sind sie au gewisse Dinge empfindlicher als beispielsweise Zierfische . Die Ursache dafür liegt im Immunsystem der Wirbellosen begründet. Studien haben ergeben, dass das Immunsystem der Zwerggarnelen sehr anfällig auf Pilze, Viren und vor allem eben Bakterien reagiert.
Bakterien im Garnelenbecken sind vielen Haltern ein Dorn im Auge, allerdings vollkommen unvermeidlich und auch natürlich. Im Beckenwasser tummeln sich eine Vielzahl an (gefährlichen und ungefährlichen) Bakterien, welche Ihren Zwerggarnelen das Leben schwer machen KÖNNEN. Verwiesen sei hierbei beispielsweise auf Kokken, Stäbchenbakterien oder anderweitige Keime und Erreger, welche bei Ihren Beckenbewohnern zu diversen bakteriellen Erkrankungen und sogar zum Tod führen können. Im Hinblick auf die Auswirkungen differenzieren Experten zwischen Darminfektionen, internen Infektionen, externen Infektionen, Infektionen der Organe oder auch Blutvergiftungen. In der Regel ist es aber so, dass jede Garnelen gegen sehr viele spezifische Keime immun ist, also trotz vorhandenen Keimen nicht krank wird. Und genau hier liegt das Problem: Jede Garnele ist gegen ganz bestimmte Keime immun, niemals gegen ganze Gruppen von Krankheitserregern.
Die Ursachen für eine tatsächlich auftretende bakterielle Erkrankung sind von mannigfaltiger Natur. So können sie beispielsweise Neuzugänge, hygienische Missstände oder schlechtes Futter in das Garnelenbecken gelangen. Erst einmal im Wasser angelangt, sind die Zwerggarnelen den bakteriellen Erregern oft schutzlos ausgeliefert. Die Übeltäter benutzen die Wirbellosen als Wirtstiere und schwächen das Immunsystem. Aber schauen wir uns das etwas näher an:
Bakterielle Unverträglichkeit im Garnelenbecken:
Immer häufiger liest man in themenspezifischen Fachzeitschriften oder Diskussionsforen von einem plötzlichen Garnelensterben im Becken. Die betroffenen Halter berichten, dass binnen weniger Stunden der Garnelenbestand in ihrem Becken rapide abnahm und man sich die Ursache oft nicht erklären könne. Meist sind es Anfänger die solche Posts verfassen. Eine fachmännische Analyse der Sachlage hat ergeben, dass in solchen Fällen die Schuld in erster Linie beim unerfahrenen oder beratugsresistenten Halter zu suchen ist. Nahezu alle Betroffenen gaben an, ihren Garnelenbestand aus unterschiedlichen Quellen (Shops und Züchter) zusammengetragen zu haben und kürzlich neue Tiere zugesetzt haben. Und genau da liegt der gravierende Fehler, den leider sehr viele Garnelen mit dem Leben bezahlen müssen. Es ist ein unbestreitbares Faktum, dass jeder Shop, jeder Halter und jeder Züchter seine Zwerggarnelen unterschiedlichen Grundvorraussetzungen und Bedingungen aussetzt. Verwiesen sei hierbei explizit auf die divergierenden Wasser- und Haltungsbedingungen. Dadurch bedingt sind die Tiere natürlich auch verschiedenen Erregerstämmen ausgesetzt und entwickeln über Generationen die oben bereits angesprochenen Resistenzen.
Wenn man nun 2 unterschiedlich aufgezogene Garnelenstämme miteinander ohne Umwege kombiniert, kann das das Immunsystem aller Tiere sehr negativ beeinträchtigen, das geht im Extremfall bis zum Kollaps und Tod der Tiere. Man spricht hierbei von einer bakteriellen Unverträglichkeit. Kernaussage der bakteriellen Unverträglichkeit ist, dass die Erreger eines anderweitig gesunden Garnelenstammes auf ein „fremdes“ Immunsystem treffen, auf dieses übergehen und das Wohlergehen des Garnelenstammes durchaus sehr negativ beeinträchtigen.
Es geht bei der bakteriellen Unverträglichkeit der Zwerggarnelen also, salopp gesagt, um die Konfrontation von Erregern mit einem ihnen unbekannten Immunsystem. Weder die besagten Erreger, noch die Auswirkungen sind mit dem bloßen Auge erkennbar. Sie als Halter riskieren also immer das Leben Ihrer Zwerggarnelen, wenn Sie 2 oder mehr Stämme aus unterschiedlichen Quellen in ein gemeinsames Garnelenbecken geben. Die Konsequenzen sind verheerend für Sie und Ihren Beckenbestand. Denn jeder Garnelenstamm bringt ein eigenes bakterielles Ökosystem mit sich, welches wie eingangs erwähnt für diese Tiere durch Resisitenzen völlig ungefährlich ist. Der neue Garnelenstamm kennt dieses sogenannte Mikrobiom jedoch nicht. Das Ergebnis ist hier leider oft das verenden der Neuankömmlinge. Umgekehrt kann es aber ebenfalls gehen, oder es kann sogar der gesamte Beckenbestand sterben denn die neuen Garnelen bringen ja widerum auch ihr Mikrobiom mit. Kompliziert wird das ganze noch durch die unvermeidliche Schwächung des Immunsystems der Neuankömmlinge durch Transport und Eingewöhnung in ein neues Becken.
Ein Aquarianer mag so etwas ja bereits am Eigenen Leib erfahren haben, als er im Urlaub die landestypische Küche erkundet hat und dies später sehr zu bereuen hatte. Auch hier sind die Ursachen nicht in mangelhafter Hygiene, sondern schlicht in der Unverträglichkeit der natürlichen Bakterienstämme zu suchen. Oder denken wir an die für uns unter normalen Umständen relativ harmlose Grippe die in der Vergangenheit ganze Indianervölker getötet hatte als sie auf Kolumbus und seine Gefolgsleute trafen...
Anzeichen einer bakterielle Unverträglichkeit im Becken:
Der Tod kommt wie bei jeder Infektion natürlich erst einmal schleichend. Wie bereits erwähnt können die jeweiligen Erreger im Vorfeld nicht erkannt werden. Sie als Halter haben also keine Chance, unter den gegebenen Umständen die Auswirkung einer bakteriellen Unverträglichkeit zu verhindern. Beobachtungen haben ergeben, dass kranke Tiere im Verhältnis zu ihren „Kollegen“ lustloser und passiver sind, manchmal kann sich der Körper etwas eintrüben. Spätestens 2-3 Tage nach den ersten Anzeichen der bakteriellen Unverträglichkeit im Garnelenbecken tritt dann der Tod ein.
Wie können Sie eine bakterielle Unverträglichkeit im Garnelenbecken verhindern:
Beginnen wir mit der unangenehmen Nachricht. Fakt ist: Gegen eine bakterielle Unverträglichkeit im Garnelenbecken gibt es kein Heilmittel! Sie wird immer wieder auftreten.
Jetzt ist es Ihre Aufgabe als Garnelenfreund und Halter, damit umzugehen. Sie können eine bakterielle Unverträglichkeit nicht verhindern – aber Sie können Vorkehrungen treffen und Ihre Zwerggarnelen darauf vorbereiten. Die einfachste Lösung des Problems ist, auf eine „bunte Mischung“ von Garnelen aus unterschiedlicher Herkunft einfach zu verzichten. Konzentrieren Sie sich bei Ihrem Garnelenbestand auf eine einzige Quelle und eine einzige Art/Farbe und vermeiden Sie Zusammenführungen mehrerer Garnelenstämme. Diese Herangehensweise wird das Risiko einer bakteriellen Unverträglichkeit sehr deutlich wahrnehmbar reduzieren. Des Weiteren ist es von Vorteil, wenn Sie die Neuzugänge nicht sofort ins Becken geben. Viel effektiver ist es, das Immunsystem Ihrer neuen Wirbellosen zu stärken und gegen mögliche Erreger abzuhärten. Hierfür stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Sie können entweder das Garnelenbecken auf den kommenden Einzug vorbereiten, oder die neuen Garnelen für die Anfangszeit in ein Quarantänebecken geben.
Wenn Sie die Garnelen ohne Umwege ins Becken einsetzen möchten ist es aus gesundheitsspezifischen Gründen ratsam, zuvor einen oder gar mehrere große Wasserwechsel durchzuführen und das frische Beckenwasser mit Huminsäuren anzureichern. Durch diese Herangehensweise werden Keime und Erreger stark dezimiert. Des Weiteren empfiehlt es sich, die Neuzugänge durch die sogenannte Tröpfchenmethode über einige Stunden einzugewöhnen. Das Transportwasser sollte übrigens generell niemals mit ins Aquarium gegeben werden! In den nächsten Tagen sollte man Seemandelbaumblätter und/oder Erlenzäpfchen im Aquarium haben, diese geben auch noch einmal Huminsäuren ab die Keimhemmend wirken.
Wenn Sie Ihren neuen Mitbewohnern zuvor lieber ein Bad im Quarantänebecken gönnen möchten, was die sicherste Methode ist, ist das auch bedenkenlos durchführbar. Hierfür müssen Sie lediglich frisches Wasser in das Quarantänebecken füllen, auch hier Huminsäuren beifügen und die Zwerggarnelen hineinsetzen. Regelmäßige Teilwasserwechsel dezimieren die mitgebrachten Keime. Im späteren Haltungsbecken sollten auch mehrere Teilwasserwechsel durchgeführt werden. Man kann dann zur Angewöhnung entweder abschließend ein paar Exemplare des bereits vorhandenen Garnelenstammes aus dem Aquarium nehmen und ins Quarantänbecken setzen, damit die Tiere sich (bakteriell) aneinander gewöhnen oder aber entnommenes Wasser aus dem späteren Haltungsbecken beim Teilwasserwechsel im Quarantänebecken hinzugeben.