Ansteckende Blutarmut der Lachse (ISA)
Die ansteckende Blutarmut der Lachse (Infectious Salmon Anemia), kurz ISA, ist eine ernstzunehmende Angelegenheit. Es handelt sich hierbei um eine hochgradig infektiöse Viruskrankheit, welche bei uns auf der Liste der anzeigepflichtigen Tierseuchen vermerkt ist. Betroffen sind hauptsächlich diverse Lachsarten wie beispielsweise der atlantische Lachs (Salmo salar), der Silberlachs (Oncorhynchus kisutch) sowie der Königslachs (Oncorhynchus tshawytscha). Zusätzlich dazu wurde der Erreger in Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss), Bachsaiblingen (Arctic char), Hering (Clupea harengus) oder Köhler (Pollachius virens) gefunden. Es sei hier allerdings darauf hingewiesen, dass die letztgenannten Fische den Virus lediglich übertragen und nicht selbst erkranken.
Der erste Ausbruch einer ansteckenden Blutarmut der Lachse wurde 1984 in Norwegen, dem Land mit dem höchsten Lachsvorkommen, verzeichnet. Er führte zu einem gravierenden Rückgang des dortigen Lachsbestandes. Die Ursache für das Auftreten und die Verbreitung konnte allerdings erst Jahre später ermittelt werden. Als im Jahre 1987ein identisches Krankheitsbild auftrat gelang es Forschern, einen Orthomyxovirus als Verursacher der Fischseuche zu enttarnen. Obgleich uns heute ein transparentes Bild über die Krankheit vorliegt, kommt es nach wie vor zu Ausbrüchen der ansteckenden Blutarmut unter atlantischen Lachsen in Norwegen, Irland, Schottland und Kanada. Die vorherrschende Angst um den deutschen Lachs- und Forellenbestand ist größtenteils unbegründet. Das Schauermärchen vom rückkehrenden Lachs, der die heimische Fischwelt infiziert und den Erreger verbreitet, hat sich als Mythos herausgestellt. Selbstverständlich können sich hier ansässige Lachse während ihrer Wanderungen mit ISA infizieren, doch würden die „Patienten“ bereits auf dem Rückweg der Seuche erliegen. Es ist weitaus plausibler, dass bei Importen aus gefährdeten Regionen infizierte Lachse eingeführt werden. Glücklicherweise gibt es auch hier Schutzmaßnahmen. Konzentrieren Sie sich auf Tiere aus „sicheren“ Gefilden und inspizieren Sie die „Ware“ genau auf mögliche Erreger.
Ursache:
Als Erreger der ansteckenden Blutarmut der Lachse konnte, wie bereits angesprochen, ein Orthomyxoviridae-Virus aus der Familie der Influenazviren ausgemacht werden. Der Virus selbst besteht aus 8 Segmenten sowie einer einzelsträngigen RNA. Er ist lediglich 13,5 kb groß. Die Ansteckung und Verbreitung verläuft langsam aber tödlich. Grund für den Ausbruch der Fischseuche sind, neben dem Erreger, äußerliche Faktoren wie beispielsweise Stress oder eine unangemessene Haltung und Behandlung der Lachse.
Symptome:
Beim Krankheitsbild der infizierten Lachse differenziert man zwischen Erkennungsmerkmalen in der Optik und im Verhalten. Es hat sich gezeigt, dass Tiere mit infektiöser Blutarmut lethargisch sind, senkrecht im Wasser stehen oder sogar auf den Bodengrund sinken. Des Weiteren kennzeichnet sich die Fischseuche blasse Kiemen, Schuppenödemene, Blutungen auf der Haut und im Auge, Milzschwellung sowie eine Verfärbung der Leber. Die jeweiligen Symptome treten bereits wenige Wochen nach der Ansteckung öffentlich wahrnehmbar in Erscheinung.
Verbreitung:
Die Übertragung der ansteckenden Blutarmut der Lachse erfolgt in der Mehrzahl der Fälle durch einen direkten Kontakt mit einem infizierten Tier. Die Verbreitung kann auf vielerlei Arten und Weisen geschehen. Möglich ist eine Übertragung durch Urin, Blut oder Schleim. Darüber hinaus kann der Erreger auch durch Ausscheidungen im Wasser, Fischläuse, Geräte oder Personal weitergegeben und verbreitet werden.
Behandlung:
Über eine erfolgreiche Behandlung der ansteckenden Blutarmut der Lachse liegen aktuell noch keine Ergebnisse vor. Man geht davon aus, dass eine Heilung nicht möglich ist. Die Maßnahmen beschränken sich momentan auf Bemühungen zur Einschränkung einer weiteren Verbreitung. Es wurde bereits erwähnt, dass es sich hierbei um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt. Hieraus resultierend müssen alle Anzeichen eines möglichen Auftretens beim Amtstierarzt gemeldet werden. Für bereits infizierte Fische besteht leider keine Hoffnung. Sie sind augenblicklich aus dem Bestand zu entfernen um eine weitere Ausbreitung des Virus zu unterbinden.