Falsche Neonkrankheit (Nocardia)
Ist sie es, oder ist sie es nicht? Zahlreiche Internetforen beschäftigen sich mit dem Unterschied der „falschen“ Neonkrankheit (Nocardia) und der „echten“ oder bakteriellen Neonkrankheit. Ungeachtet der permanenten Auseinandersetzung mit der Thematik herrscht in Aquarianerkreisen nach wie vor Unklarheit. Eine genau abgesteckte Differenzierung im Hinblick auf die Symptome sowie das Behandlungsverfahren liegen aktuell noch nicht vor. Der Fischfreund als solcher weiß daraus resultierend noch immer nicht genau, mit welcher der beiden Fischkrankheiten er es genau zu tun hat. Als einziges abweichendes Indiz lässt sich festhalten, dass die „echte“ Neonkrankheit (Pleistophora hyphessobryconis) nicht behandelbar ist. Kontrastiv dazu lässt sich die „falsche“ Neonkrankheit mit Antibiotika heilen. Ein Abstrich unter dem Mikroskop kann bei der Unterscheidung sicher helfen, doch nicht viele Aquarianer haben die Möglichkeit hierfür. Im Zweifel sollte man immer einen Behandlungsversuch (siehe unten) durchführen.
Ursache:
Die wichtigsten Erkenntnisse über die Ursache der „falschen“ Neonkrankheit stammen von Roland Bauer. Der Autor gibt in seinem Buch „Erkrankung der Aquarienfische“ dem Bakterium Nocardia die Schuld am Ausbruch dieser Fischkrankheit. Bei den Übeltätern handelt es sich um Bakterien, welche überall auf der Welt zu finden sind. Sie halten sich bevorzugt in Feuchtgebieten oder im feuchten Bodengrund auf. Hieraus resultierend ist Ihr heimisches Becken wie prädestiniert für Nocardia. Nachforschungen haben allerdings zu der Erkenntnis geführt, dass die bloße Präsenz der Erreger keinerlei Schaden unter Ihrem Fischbestand anrichten kann. Dieser Tatsachenbestand kann sich aber sehr schnell ändern. Ein gekonntes Zusammenspiel aus fehlerhaften Haltungsbedingungen und einem geschwächten Immunsystem öffnet den Krankheitserregern alle Pforten. Ihre Lebensbedingungen werden durch Streß und falsche Wasserwerte drastisch verbessert und sie können die Aquarienfische nach Herzenslust befallen. Die Nocardia selbst sind stäbchenförmig und gedeihen besonders hervorragend bei einer Wassertemperatur von 30° C und mehr. Den Vorschlag vereinzelter Tiermediziner, die Krankheitserreger durch eine Erhöhung der Wassertemperatur zu vernichten, würde Ihre schuppigen Freunde in den sicheren Tod schicken.
Wie aber können sich diese Schädlinge in Ihr Becken gelangen und dort Ihre Fische befallen? Die Gründe für den Ausbruch einer „falschen“ Neonkrankheit sind von mannigfaltiger Natur. Möglichkeiten wären beispielsweise infizierte Wildfänge, Probleme beim Import, zu viele Fische auf zu wenig Raum, falsche und nicht artgerechte Ernährung, inadäquate Wasserbedingungen, Stress sowie hygienische Missstände im Becken.
Symptome:
Zu den potentiellen „Opfern“ der „falschen“ Neonkrankheit zählen in erster Linie, wie die Krankheitsbezeichnung bereits vermuten lässt, die Neonsalmler und der rote Neon. Die betroffenen Tiere sind leicht an Aussehen und Verhalten zu erkennen. Die wesenseigenen roten Pigmente in der Bauchregion der roten Neons sind nahezu ganz verschwunden. Was bleibt sind ein paar vereinzelte Schuppen und ein „Schachbrettmuster“. Zusätzlich dazu weist die Bewegungsart der „Patienten“ ganz klar auf eine Fischerkrankung hin. Ein Blick ins Aquarium zeigt deutlich, dass die kranken Tiere mit dem Schwanz (Neonsalmler) oder dem Kopf (roter Neon) stark nach unten gerichtet schwimmen. Darüber hinaus ruft eine Infektion eine meist irreparable Beschädigung der Kiemen hervor. Dieser Tatsachenbestand führt zu Atemnot und schließlich zum Tod des Tieres. Sollten Sie diese letztgenannten Symptome in Ihrem Fischbestand feststellen, ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten. Eine wirkungsvolle Behandlung ist kaum noch möglich. Es empfiehlt sich, diese Fische rasch aus dem Aquarium zu nehmen.
Behandlung:
Kontrastiv zur „echten“ Neonkrankheit gibt es bei der „falschen“ durchaus eine Chance auf Heilung. Wie bereits angesprochen können Antibiotika und Salfomanide einen Rückgang der Fischkrankheit bewirken. Hierbei ist allerdings die Dauer der Infektion von entscheidender Relevanz. Tiere, bei denen die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist, schlagen auf die Behandlung nicht mehr an.
Wer nicht unbedingt die Chemiekeule schwingen möchte, der kann auch die infizierten Fische entfernen und vernichten, Wasserwechsel durchführen sowie die Haltungsbedingungen gravierend optimieren. Insbesondere mit dem Einsatz von UV-C-Wasserklärern wurden bereits deutlich sichtbare Erfolge erzielt. Ihr Fischbestand wird dadurch zwar zahlenmäßig verringert, aber dafür wird die Möglichkeit einer weiteren Infektion und weiteren Todesfällen um ein Vielfaches eingedämmt.
WICHTIG: Wie oben bereits erwähnt ist die Erhöhung der Temperatur bei dieser Krankheit NICHT ratsam! Bei vielen Fisch-Krankheiten kann eine Temperaturerhöhung den Heilungsverlauf begünstigen und beschleunigen, bei der Neonkrankheit jedoch ist das Gegenteil der Fall.