Rotmaulkrankheit (Enteric redmouth disease)
Wenn Ihr Fisch in letzter Zeit etwas rot ums Mäulchen geworden ist, dann folgt er keinem aktuellen Beauty-Trend. Vielmehr leidet Ihr schuppiger Freund unter der Rotmaulkrankheit, welche in Aquarianerkreisen auch als Rotmaulseuche oder ERM bezeichnet wird. Die gefährliche Fischerkrankung stammt ursprünglich aus dem nordamerikanischen und kanadischem Raum. Im Verlauf der Jahre hat sich die Rotmaulkrankheit zu einem internationalen Problem entwickelt. Zu Beginn der 80-er Jahre kam es zu den ersten Krankheitsfällen auf deutschem Boden. Die bedrohliche Erkrankung, welche in erster Linie Regenbogenforellen, Bachforellen, Lachse oder Saiblinge befällt, hängt wie ein Damoklesschwert über Teichen, Gewässern und Forellenzuchten. Insbesondere Regenbogenforellen und atlantische Lachse sind bedroht.
Ursache:
Ausgelöst wird die Rotmaulkrankheit durch einen Erreger mit dem klangvollen Namen Yersinia ruckeri aus der Gattung der Enterobacteriaceae. Die Familie ist bekannt für ihre Eigenschaft als Darmbewohner. Da bildet auch der Yersinia ruckeri keine Ausnahme. Die Forellen haben das Kreuz aber nicht alleine zu tragen. Der Krankheitserreger wurde selbst im Darm von anderen Fischen, Vögeln oder auch Krebsen nachgewiesen. Letztgenannte Kandidaten sind allerdings nur Träger und Verbreiter. Die Krankheit selbst kann bei ihnen nicht ausbrechen. Obgleich der Krankheitserreger über diverse Wirte verfügt, handelt es sich bei ihm um ein ausgesprochen robustes Exemplar. Forscher haben nachgewiesen, dass das Yersinia ruckeri bis zu 4 Monate ohne passendes Wirtstier im Wasser überleben kann.
Wie aber konnte die Rotmaulkrankheit zu einer globalen Bedrohung werden und wie konnte sie sich in diesem Maße festsetzen und verbreiten. Die Antwort darauf ist ganz simpel. Im Hinblick auf die Ausdehnung des Parasiten gibt es keine größere Überraschungen. Die Infektionswege sind mit denen anderer Krankheitserreger ähnlich bis identisch. Möglich ist beispielsweise eine Ansteckung durch bereits infizierte Fische, Carrier, verunreinigtes Wasser, Wasservögel oder schmutzige Gerätschaften. Das größte Gefahrenpotential geht von den sogenannten Carriern aus. Hierbei handelt es sich um Fische, die den Erreger zwar in sich tragen, aber selbst nicht an der Rotmaulkrankheit erkranken können. Durch sie wird der Erreger mühelos auf gesunde Fische übertragen. Zusätzlich dazu konnte ein Zusammenhang zwischen dem Ausbruch einer Rotmaulkrankheit und der Wassertemperatur festgestellt werden. Eine zu hohe ebenso wie eine zu geringe Umgebungstemperatur wirkten sich positiv auf die Ausdehnung der Krankheit aus.
Symptome:
Die durch die Rotmaulkrankheit ausgelösten Veränderungen in Optik und Verhalten weisen deutliche Parallelen zu anderen Infektionskrankheiten auf. Die betroffenen Tiere nehmen eine dunkle Färbung an, entwickeln Glotzaugen und wirken lethargischer als ihre Artgenossen. Darüber hinaus kommt es zu den charakteristischen Rötungen im Maulbereich, welchen die Fischkrankheit ihren Namen verdankt. Wie bei parasitären Erkrankungen üblich sind auch bei der Rotmaulkrankheit die inneren Organe der Forelle betroffen. Dies äußert sich in erster Linie in einer blutigen Flüssigkeit in der Leibeshöhle, einer blassen Leber mit fleckigen und punktförmigen Blutungen, einer Schwellung von Niere und Milz sowie Blutungen im Bauchfellüberzug, in der Muskulatur sowie im Fett.
Behandlung:
Die Diagnose „Rotmaulkrankheit“ ist ein Schock für jeden Forellenzüchter. Die Fischkrankheit hat bereits mehr als nur einen Bestand auf dem Gewissen. Glücklicherweise hat sich im Verlauf der letzten Jahre auf dem Gebiet der Heil- und Behandlungsmethoden einiges getan. Impfungen haben bei Fischen selten zu dem gewünschten Ergebnis geführt. Bei der Rotmaulkrankheit ist dies allerdings anders. Bei den bis jetzt durchgeführten Impfungen konnte man tatsächlich erhebliche Erfolge erzielen.