Samtkrankheit (Piscinoodinium)
Wenn sich Ihre Zierfische in letzter Zeit etwas in Samt gehüllt haben ist das kein Ausdruck eines neuen Stilempfindens. Vielmehr leiden Ihre schuppigen Freunde unter der Samtkrankheit, kurz auch Oodinium genannt. Hierbei handelt es sich um eine hochgradig infektiöse Fischkrankheit, welche schon unzählige Fischbestände auf dem Gewissen hat. Die Samtkrankheit, welche in Fachkreisen auch als „Piscinoodinium“ betitelt wird, kennt wenig Gnade. Sie befällt alle Fischarten jeden Alters und endet unbehandelt im Regelfall mit dem langsamen Tod der betroffenen Tiere wenn nicht rechtzeitig behandelt wird. Frühzeitig erkannt lässt sich die Krankheit gut bekämpfen. Die Beschreibung hier bezieht sich auf die Erkrankung im Süßwasseraquarium. Es gibt auch Oodinium im Meerwasser-Aquarium, die Beschreibung hierzu finden Sie im Lexikon unter dem Punkt Korallenfischkrankheit!
Ursache:
Der Verursacher der Samtkrankheit ist kein Unbekannter. Bei dem Krankheitserreger handelt es sich um einen Parasiten mit dem klangvollen Namen „Pisconoodinium“ aus der Familie der Dinoflagellaten. Aufgrund der traubenförmigen Formation der Erreger wird die Samtkrankheit nicht selten fälschlicherweise mit der Weißpünktchenkrankheit verwechselt. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass die Erreger der Samtkrankheit mit ihrer Größe von lediglich 0,1- 0,3 mm bedeutend kleiner sind als die der Weißpünktchenkrankheit. Die infizierten Fische erwecken den Eindruck, als wären sie mit einer feinen Schicht aus Goldstaub oder Sand überzogen. Hierbei handelt es sich um das charakteristischste und zugleich namensgebende Merkmal der Samtkrankheit. Das neue „Outfit“ ist für Sie als Aquarianer unter normalen Umständen mit dem bloßen Auge nicht unverzüglich zu erkennen. Beobachtungen haben ergeben, dass der Belag am besten bei abgestellter Beckenbeleuchtung im Schein einer Taschenlampe zu sehen ist. Hieraus resultierend wird die Samtkrankheit häufig erst viel zu spät erkannt.
Die Übeltäter können ihren „Opfern“ massiv zusetzen. Unter Beihilfe ihrer Plasmafäden krallen sie sich in der Haut der Fische fest, befallen diese und benutzen sie als Wirtstier. Beliebte Körperpartien sind dabei die Flossen oder auch die Kiemen. Wie für eine Vielzahl an Parasiten üblich dringen die Schädlinge über den Mund oder den Darm in das „Objekt der Begierde“ ein und setzen sich dort fest. Diese Herangehensweise ist mit diversen gesundheitlichen Risiken für Ihre schuppigen Mitbewohner verbunden. Die durch den Parasitenbefall entstandenen Kratzer und/oder Wunden liefern eine optimale Angriffsfläche für Viren und Bakterien. Folgeerkrankungen sind somit vorprogrammiert.
Eine Samtkrankheit ist keine schnelle Sache. Ganz im Gegenteil! Sie kann mehrere Wochen andauern. Im Verlauf der Fischkrankheit wird die Haut des Fisches immer mehr in Mitleidenschaft gezogen und löst sich schließlich ab. Der Fisch erliegt letztendlich langsam den verheerenden Auswirkungen der Samtkrankheit. Besonders tückisch ist der Befall der Kiemen, die Fische erleiden dadurch nach und nach starken Sauerstoffmangel was schliesslich zum Tode führt.
Symptome:
Die mit der Samtkrankheit bei Zierfischen einhergehenden Veränderungen in Aussehen und Verhalten werden häufig erst spät wahrgenommen oder falsch diagnostiziert. Das markanteste Anzeichen der Fischerkrankung ist ein samtartiger, gelblicher Belag auf der Haut. Darüber hinaus bilden sich, ähnlich wie bei der Weißpünktchenkrankheit, kleinere Pünktchen auf Haut und Flossen und es kommt zu einer dunklen Verfärbung der Kopf- und Rückenpartie. Zusätzlich dazu löst sich die Schleimhaut der Fische ab und die Tiere neigen zur Schleimbildung.
Neben den äusserlichen Anzeichen von Oodinium weist auch die Verhaltensweise der betroffenen Fische Auffälligkeiten auf. Die infizierten Tiere scheuern sich häufig, wirken lethargisch, sinken zu Boden, neigen zur Appetitlosigkeit und magern aus eben diesem Grund ab. Zusätzlich dazu lässt sich eine Beeinträchtigung der Atmung feststellen. Die „Patienten“ halten sich hauptsächlich an der Beckenoberfläche auf, atmen heftig und schnappen permanent nach Luft.
Behandlung:
Bei dem Ausbruch einer Samtkrankheit ist möglichst schnelles Handeln gefragt. Obgleich der Krankheitsablauf mehrere Wochen umfasst, können sich die Erreger in Windeseile vermehren und ausbreiten. Da es sich bei der Samtkrankheit um eine hochgradig ansteckende Fischkrankheit handelt, müssen Sie als Fischfreund und Aquarianer unverzüglich Gegenmaßnahmen einleiten, um nicht Ihren gesamten Fischbestand zu verlieren. Glücklicherweise stehen Ihnen hierfür verschiedene Mittel und Wege zur Verfügung.
Der Markt für Aquaristik und Aquarienbedarf bietet Ihnen diverse Heilmittel zur Bekämpfung der Samtkrankheit. Werfen Sie beim Kauf aber einen Blick auf die Inhaltsstoffe. Viele Medikamente verfügen über einen hohen Kupferanteil. Dies ist zwar gut zur Behandlung der Samtkrankheit, fügt Ihren restlichen Beckenbewohnern wie beispielsweise Schnecken, Garnelen oder Welsen erhebliche gesundheitliche Schäden zu. Wem sein ganzer Beckenbesatz am Herz liegt, der greift in diesem Fall lieber zu alternativen Mitteln. Als ausgesprochen effektiv haben sich Produkte mit Malachitgrün erwiesen. Ein sehr gut wirksames Mittel ist beispielsweise Tetra Medica ContraIck. Die Behandlung mit JBL Punktol ist auch möglich, unserer Erfahrung nach wirkt Tetra ContraIck aber besser. Bitte beachten Sie, dass die Samtkrankheit immer mindestens zweimal im Abstand von einigen Tagen zu behandeln ist da immer nur bereits geschlüpfte Erreger abgetötet werden, die Eier vom Medikament aber nicht angegriffen werden!
Zur Unterstützung kann auch etwas Kochsalz ins Becken gegeben, hierzu suchen Sie bitte entsprechende Konzentrations-Vorschläge im Internet.
Damit eine Samtkrankheit gar nicht erst einziehen kann empfiehlt es sich, Neuzugänge unverzüglich auf den Krankheitserreger hin zu untersuchen. Zusätzlich dazu ist es grundsätzlich ratsam, die neu gekauften Tiere in der Anfangsphase zur besseren Beobachtung in einem Quarantänebecken unterzubringen.